Was steckt wirklich im Hundefutter?
- Petra Ebbinghaus
- 1. März
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. März
Deklaration, Bioverfügbarkeit und die Qualität von Nass- und Trockenfutter für dich näher gebracht
Nassfutter, Trockenfutter oder doch Barfen oder Kochen? Welche Futterart passt am besten zu meinem Hund? Und wie erkenne ich überhaupt ein optimales Hundefutter?
Diese Fragen hast du dir bestimmt schon oft gestellt – und damit bist du nicht allein. Jeder Hundebesitzer möchte die beste Entscheidung für seinen Vierbeiner treffen, doch die Fülle an Informationen, Werbeversprechen und widersprüchlichen Meinungen kann es schwer machen, den Überblick zu behalten.

Bildquelle: Bild wurde mit Ideogram KI erstellt.
Vor über zehn Jahren stand ich genau an diesem Punkt. Ich wollte Klarheit, doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto undurchsichtiger wurde es.
Hochglanzverpackungen mit tollen Werbeversprechen, Expertenmeinungen von unzähligen Fachleuten, gut gemeinte Ratschläge – doch wem kann man wirklich vertrauen? Welches Futter ist wirklich hochwertig, und woran erkennt man es?
💡Fakt ist: Die „beste“ Fütterung gibt es nicht pauschal, denn jeder Hund hat individuelle Bedürfnisse. Verdauung, Lebensumstände und gesundheitliche Faktoren spielen eine entscheidende Rolle.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Reise durch die Welt der Hundefutter-Deklaration. Wir schauen uns gemeinsam an, worauf es wirklich ankommt und woran du ein hochwertiges Futter erkennst. Mein Ziel ist es nicht, dir eine bestimmte Marke oder Fütterungsmethode zu empfehlen – sondern dir das Wissen an die Hand zu geben, mit dem du selbst eine fundierte Entscheidung treffen kannst. Denn am Ende zählt nicht das Werbeversprechen auf der Packung, sondern wie es deinem Hund damit geht.
🔍 In diesem Beitrag erfährst du:
✔ Welche Hundefutterarten es gibt – und welche Vor- und Nachteile sie haben.
✔ Wie die Zusammensetzung eines hochwertigen Hundefutters aussehen sollte.
✔ Wie du eine Futtermitteldeklaration richtig liest und Werbeversprechen hinterfragst.
✔ Warum nicht nur die Zutaten, sondern auch deren Verwertbarkeit entscheidend ist (Stichwort: Bioverfügbarkeit!).
✔ Welche Auswirkungen minderwertige Inhaltsstoffe auf die Gesundheit deines Hundes haben können.
Ein kleiner Hinweis vorweg: Barf und Selbstkochen sind spannende Themen, die jedoch den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden. Doch keine Sorge – dazu wird es bald eigene Artikel geben!
Welche Futtersorten gibt es und wie werden sie hergestellt?
Die Wahl des richtigen Hundefutters kann herausfordernd sein – nicht nur wegen der großen Auswahl, sondern auch, weil sich die Herstellungsverfahren stark unterscheiden. Diese beeinflussen nicht nur die Nährstoffzusammensetzung, sondern auch die Verdaulichkeit des Futters. Schauen wir uns die drei häufigsten Futterarten genauer an:
Extrudiertes Trockenfutter
Wie der Name schon sagt, enthält Trockenfutter nur einen geringen Feuchtigkeitsgehalt – meist zwischen 8 und 12 %. Doch um die Qualität und Verwertbarkeit der enthaltenen Nährstoffe wirklich zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die industrielle Herstellung: die Extrusion.
Bei dieser Technik werden plastisch verformbare bis dickflüssige Massen unter hohem Druck durch eine formgebende Düse gepresst. Das geformte Material wird als Extrudat bezeichnet und härtet beim Austritt aus der Öffnung durch Abkühlung oder chemische Reaktionen aus.Dieses Verfahren findet nicht nur in der Kunststofffertigung Anwendung, sondern wird auch in der Lebensmittelindustrie genutzt – unter anderem zur Produktion von Trockenfutter.
Die hohen Temperaturen und der Druck bei diesem Verfahren zerstören dabei wertvolle Mikro- und Makronährstoffe. Um den Nährstoffverlust auszugleichen, werden wiederum synthetische Vitamine und Mineralstoffe nachträglich auf die Pellets aufgesprüht – häufig in Verbindung mit Fetten, um die Akzeptanz und den Energiegehalt des Futters zu erhöhen.
Trockenfutter kann also – abhängig von der Qualität der Rohstoffe und des Herstellungsverfahrens – allein den Bedarf an allen lebenswichtigen Nährstoffen auf Dauer nicht decken. Die Zugabe synthetischer Vitamine ist demnach unumgänglich. Doch wie gut kann der Hundekörper diese künstlichen Zusatzstoffe tatsächlich verwerten?
Natürliche Nährstoffe sind für den Organismus oft besser bioverfügbar (verwertbar) und das Risiko einer Über- oder Fehlversorgung ist deutlich geringer. Gerade bei langanhaltender Fütterung ist es daher wichtig, nicht nur auf die Deklaration der Nährstoffe zu achten, sondern auch auf deren Herkunft und Qualität.
Kaltgepresstes Trockenfutter
Kaltgepresstes Trockenfutter enthält – ähnlich wie extrudiertes Trockenfutter – in der Regel einen Feuchtegehalt von etwa 8–12 %. Der wesentliche Unterschied liegt im Herstellungsverfahren. Während beim Extrudieren hohe Temperaturen und Druck zum Einsatz kommen, erfolgt die Kaltpressung bei deutlich geringeren Temperaturen von etwa 45–90 Grad, abhängig vom Hersteller.
Dabei werden die Rohstoffe zunächst zerkleinert, zu einer Futtermasse vermischt und anschließend getrocknet. Um das Futter in die gewünschte Form zu bringen, wird die Masse mit etwas Wasser besprüht und unter Druck durch eine Matrize gepresst. Da die Temperaturen hierbei – je nach Hersteller – nur zwischen 45 und 90 Grad liegen, bleiben viele wertvolle Nährstoffe weitgehend erhalten. In der Regel werden keine zusätzlichen Fette oder synthetischen Vitamine nachträglich aufgesprüht, sodass – je nach Zusammensetzung – eine gezielte Ergänzung sinnvoll sein kann.
Ein wichtiger Unterschied zeigt sich in der Verdauung: Kaltgepresstes Trockenfutter quillt im Magen nicht auf, sondern zerfällt vergleichsweise schnell, wodurch es leichter zu verdauen ist. Extrudiertes Trockenfutter hingegen nimmt vermehrt Flüssigkeit auf und kann im Magen aufquellen, was den Verdauungstrakt zusätzlich belasten kann. Zudem benötigt es durch seine kompakte Struktur oft mehr Zeit, um vollständig verdaut zu werden. Eine längere Verweildauer im Verdauungstrakt kann wiederum zu einem höheren Energieaufwand führen und möglicherweise Fehlgärungen und Fäulnisgase begünstigen. Diese können Organe wie Leber und Nieren belasten und die natürliche Balance der Darmflora stören.
Teste diesen Unterschied einfach mal selbst, indem du folgenden einfachen Versuch durchführst:
Gib eine Handvoll extrudiertes Trockenfutter in ein Glas mit Wasser und beobachte, wie es sich verhält.
In ein zweites Glas gibst du die gleiche Menge kaltgepresstes Trockenfutter.
Um das saure Milieu des Magens annähernd zu simulieren, kannst du dem Wasser etwas haushaltsüblichen Essig (pH-Wert ca. 3,0) hinzufügen.
Über mehrere Stunden kannst du beobachten, wie sich die Struktur des Futters verändert – eine spannende Möglichkeit, mehr über die Eigenschaften der jeweiligen Futterarten zu erfahren.Frag dich dabei auch, welches Futter du selbst bevorzugen würdest. Übrigens: die natürliche Verweildauer von Nahrung im Hundemagen ist in der Regel zwischen 2 und 8 Stunden.
Nassfutter oder Trockenfutter – was ist besser?
Nassfutter weist mit einem Feuchtegehalt von 60–85 % einen deutlich höheren Wasseranteil auf als Trockenfutter. Dass dies die Verdauung erleichtert, liegt auf der Hand.
Trockenfutter hingegen entzieht dem Körper für den Verdauungsprozess Flüssigkeit – Wasser, das eigentlich für andere Stoffwechselvorgänge benötigt wird. Schätzungen zufolge braucht ein Hund die drei- bis vierfache Menge an Wasser, um trockene Nahrung zu verdauen. Dadurch könnten innere Organe, insbesondere die Nieren, zusätzlich belastet werden. Diese spielen eine entscheidende Rolle bei der Filterung und Ausscheidung von Stoffwechselabfallprodukten wie z.B. Ammoniak.
Ein kleiner Exkurs zur besseren Veranschaulichung:
In der Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin (TCVM) wird der Magen mit einem Kochtopf verglichen: Damit die Nahrung richtig verdaut werden kann, braucht es genügend Energie – ähnlich wie ein Feuer unter dem Topf. Kommt Trockenfutter in den Magen, fehlt jedoch oft das notwendige Wasser, um die Verdauung optimal zu unterstützen. Die Energie, die eigentlich für andere Körperfunktionen benötigt wird, muss dann von anderen Organen, insbesondere den Nieren, bereitgestellt werden. Sie „befeuern“ den Magen, damit dieser das Trockenfutter überhaupt verarbeiten kann.
Da Trockenfutter dem Körper Flüssigkeit entzieht, die er für wichtige Stoffwechselprozesse benötigt, kann dies zu einer zusätzlichen Belastung der Organe führen. Besonders die Nieren, die für die Filtration und Ausscheidung von Stoffwechselabfällen zuständig sind, können langfristig beeinträchtigt werden.
Ob Hunde den Flüssigkeitsverlust durch vermehrtes Trinken tatsächlich ausgleichen können, bleibt selbst unter Experten umstritten. Entscheidend ist hierbei definitiv auch die Art des Trockenfutters: Extrudiertes und kaltgepresstes Trockenfutter unterscheiden sich in ihren Verdauungseigenschaften - wie bereits oben näher betrachtet - was wiederum Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Belastung des Stoffwechsels haben kann. Es liegt also nahe, dass kaltgepresstes Hundefutter den Organismus nicht so stark belastet wie extrudiertes Trockenfutter, da es sich im Magen schneller auflöst und weniger Flüssigkeit für den Verdauungsprozess entzieht.
Trockenfutter bietet ohne Zweifel praktische Vorteile: Es ist oft günstiger, einfacher zu lagern und passt zu unserem schnelllebigen Alltag. Nassfutter hingegen bringt ein höheres Gewicht und einen größeren Platzbedarf mit sich. Welche Fütterungsart die beste Wahl ist, hängt also von den individuellen Lebensumständen und Bedürfnissen ab.
Nassfutter hat klare Vorteile, da es das Risiko einer Austrocknung und damit verbundener gesundheitlicher Folgen minimiert. Doch es gibt auch definitiv Hunde, für die ein Nassfutter nicht ideal ist – und dennoch können sie bei einer insgesamt ausgewogenen Haltung gesund und vital bleiben.
Viel wichtiger als die Frage ‚Trocken oder nass?‘ ist die Qualität der Zutaten im Futternapf. Denn letztendlich entscheidet die Zusammensetzung des Futters darüber, ob ein Hund alle notwendigen Nährstoffe erhält, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Zusammensetzung eines guten Hundefutters
Wir wissen: Unsere heutigen Haushunde stammen vom Wolf ab – das ist unbestritten. Ein Wolf ist ein Fleischfresser, der seine Beutetiere mit Haut und Haar verspeist. Ergänzend frisst er gelegentlich Obst, Beeren und Kräuter. Während der Wolf fast ausschließlich Fleisch frisst, kann unser heutige Haushund Kohlenhydrate besser nutzen – doch wie sollte seine Ernährung darauf abgestimmt sein? Bedeutet eine bessere Verwertung von Kohlenhydraten, dass der Hund statt unter 5 % – wie der Wolf – nun 10 % in seiner Nahrung haben sollte? Oder rechtfertigt das gar einen Getreideanteil von 60 %?
Auch wenn sich unsere Hunde durch die Domestikation in manchen Aspekten von ihrem Vorfahren entfernt und ihre Ernährungsgewohnheiten angepasst haben, zeigen sie weiterhin klare Merkmale eines Fleischfressers. So unterscheidet sich ihr Verdauungssystem nicht grundlegend vom Wolf.
Ihr Gebiss ist auf das Zerkleinern von Fleisch ausgelegt: Scharfe Eckzähne, kräftige Backenzähne und eine starke Kiefermuskulatur ermöglichen es ihnen, Beute zu packen sowie Fleisch und Knochen zu zerbeißen. Im Gegensatz zum Menschen enthält ihr Speichel keine Enzyme zur Kohlenhydratspaltung – er dient lediglich als Gleitmittel für die Nahrung. Besonders bei Welpen ist die Produktion von Enzymen wie Amylase und Saccharase, die Stärke und Zucker aufspalten, nahezu nicht vorhanden.
Auch die Magensäure des Hundes ist optimal an fleischreiche Nahrung angepasst. Sie kann einen pH-Wert von unter 1 erreichen und ist damit besonders effektiv beim Zersetzen von Fleisch und Knochen. Doch damit die Magensäure in ausreichender Menge produziert wird, muss der richtige Reiz gegeben sein – nämlich die Aufnahme von Fleisch. Getreide und ein hoher Rohascheanteil im Futter können diese Produktion hemmen, was sich wiederum negativ auf die Verdauung auswirkt. Eine ausreichende Salzsäureproduktion ist essenziell, um Eiweiße optimal aufzuspalten.
Dabei sind tierische Eiweiße für den Hund deutlich besser verwertbar als pflanzliche. Allerdings kann ihre Verdaulichkeit sinken, wenn sie mit schwer verdaulichen Kohlenhydraten wie Stärke kombiniert werden – hier sind Verluste von bis zu 20 % möglich.
Diese physiologischen Merkmale zeigen, dass der Hund zwar kein reiner Fleischfresser ist, aber seine Verdauung weiterhin primär auf tierische Nahrung ausgelegt ist. Er kann pflanzliche Bestandteile verwerten, doch sein System ist in erster Linie darauf spezialisiert, Beutetiere zu verdauen.
Ein gutes Futter sollte sich an der natürlichen Zusammensetzung eines Beutetieres orientieren:
✅ 70–80 % tierische Zutaten (Muskelfleisch, Innereien, Pansen, Knochen)
✅ 20–30 % pflanzliche Inhaltsstoffe
Bei gesundheitlichen Problemen wie Allergien oder chronischen Erkrankungen reicht ein Standardfutter oft nicht aus - hier ist eine individuell abgestimmte Ernährung entscheidend. Aber auch hier gilt Qualität vor Quantität.
Qualität vor Quantität
Ein gesundes Futter zeichnet sich nicht nur durch seine Zusammensetzung aus, sondern vor allem durch die Qualität seiner Inhaltsstoffe. Die Bioverfügbarkeit spielt dabei eine zentrale Rolle – nur wenn Nährstoffe gut verwertbar sind, kann der Hund optimal davon profitieren. Hochwertige Rohstoffe sind daher essenziell für eine bedarfsgerechte Ernährung.
Zusammensetzung eines Hundefutters richtig lesen
Informationen zur Zusammensetzung eines Futters findest du auf der Verpackung des jeweiligen Produkts. Hersteller sind verpflichtet, sowohl die enthaltenen Zutaten als auch die Analysedaten anzugeben. Allerdings sagen diese Angaben oft wenig über die tatsächliche Qualität der Rohstoffe aus.
Besonders wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer offenen und einer geschlossenen Deklaration:
Geschlossene Deklaration
Hier werden Inhaltsstoffe unter Sammelbegriffen zusammengefasst, z. B. „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“. Die genaue Zusammensetzung bleibt unklar, und es gibt meist keine Prozentangaben. Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel oder Antioxidantien müssen nur dann deklariert werden, wenn sie gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte überschreiten.
📌 Beispiel für eine geschlossene Deklaration:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (Huhn), Getreide, Gemüse (Kartoffeln), Mineralstoffe.
Offene Deklaration
Bei der offenen Deklaration werden alle Zutaten einzeln mit Prozentangaben aufgelistet. Dadurch wird transparent, welche Rohstoffe in welcher Menge enthalten sind. Diese Angabe ist besonders für Hunde mit Allergien oder Unverträglichkeiten von Vorteil.
📌 Beispiel für eine offene Deklaration:
Rindfleisch und -Innereien 69 % (Muskelfleisch 54 %, Pansen 23 %, Herz 15 %, Leber 8 %), Rindfleischbrühe 10,5 %, Karotten 6 %, Pastinake 7 %, Apfel 5 %, Leinöl 0,5 %, Hagebutte 0,5 %, Dill 0,5 %, Majoran 0,5 %, Eierschalenpulver 0,5 %.
Wenn du sichergehen möchtest, dass dein Hund hochwertiges Futter bekommt, lohnt sich ein Blick auf die Deklaration – je transparenter die Angaben, desto besser! 😊
Und was steckt wirklich drin?
Ein Blick in den „Leitfaden zur Kennzeichnung von Alleinfuttermitteln und Mischfuttermitteln“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hilft, die Deklarationen auf Futtermittelverpackungen besser zu verstehen.
„Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“
Dieser Begriff umfasst alle Fleischanteile geschlachteter, warmblütiger Landtiere – frisch oder haltbar gemacht – sowie alle Erzeugnisse und Nebenprodukte aus der Verarbeitung von Tierkörpern oder deren Teilen.
Doch was bedeutet das konkret? Während hochwertige Innereien wie Leber oder Herz ebenfalls zu den tierischen Nebenerzeugnissen zählen, können darunter auch minderwertige Bestandteile wie Sehnen, Federn, Hufe, Krallen oder Euter fallen. Wenn die genaue Zusammensetzung nicht angegeben ist, lohnt es sich, direkt beim Hersteller nachzufragen, um Transparenz zu schaffen.
Auch eine genauere betrachtung der Angabe 'Lebensmittelqaulität' bei vielen Hundefutter ist zu empfehlen. Viele Hersteller nutzen diese Bezeichnung, um ihr Futter hochwertiger erscheinen zu lassen.Der Begriff „Lebensmittelqualität“ beim Hundefutter kann jedoch irreführend sein. Er bedeutet lediglich, dass die verwendeten Zutaten (das Fleisch oder das Tier) ursprünglich für den menschlichen Verzehr zugelassen waren – sagt aber nichts über deren tatsächliche Qualität oder Nährwert aus. Tatsächlich können jedoch auch minderwertige Bestandteile wie Sehnen, Häute oder große Mengen an Innereien enthalten sein, anstelle von hochwertigem Muskelfleisch. Tierische Nebenprodukte wie Hühnerhälse, Mägen oder Herzen können durchaus nahrhaft sein, doch auch weniger wertvolle Bestandteile wie Hühnerfüße oder Bindegewebe fallen unter diese Kategorie. Wer Wert auf echte Qualität legt, sollte daher auf eine transparente Deklaration achten.
„Pflanzliche Nebenerzeugnisse“
Dieser Sammelbegriff bezeichnet Nebenprodukte aus der Verarbeitung pflanzlicher Erzeugnisse wie Getreide, Gemüse oder Ölfrüchte. Dazu zählen zum Beispiel Melasse, Rübentrockenschnitzel oder Erdnussschalen.
Fleischmehl vs. Tiermehl vs. Protein
Fleischmehl besteht aus getrocknetem und gemahlenem Fleisch, ohne Nebenerzeugnisse. Ein Beispiel ist Geflügelfleischmehl.
Tiermehl enthält dagegen sämtliche Bestandteile eines Tieres, einschließlich minderwertiger Nebenerzeugnisse. Ein Beispiel ist: Geflügelmehl. Das Wort Fleisch kommt hier nicht vor. Hier kann z.B. das gesamte Tier verarbeitet sein, aber auch nur Teile davon.
Häufig findet sich z.b. auch nur die Angabe Geflügelprotein in der Deklaration. Dabei handelt es sich nicht um reines Muskelfleisch, sondern um ein Erzeugnis (der Proteinanteil), das aus verschiedenen tierischen Bestandteilen gewonnen wird. Die genaue Zusammensetzung bleibt oft unklar und zudem fehlen hier die anderen Bestandteile des Fleisches wie Vitamine, Mineralstoffe und Fett.
Proteinhydrolysate – vorverdaute Proteine
Und dann gibt es noch die Proteinhydrolysate. Proteinhydrolysat entsteht durch die Hydrolyse von Proteinen, also deren Spaltung in kleinere Peptide oder freie Aminosäuren. Dies geschieht durch Enzyme oder Säuren, die das Eiweiß so aufspalten, dass es für den Körper leichter verdaulich wird. Sie kommen oft in hypoallergenem oder diätetischem Hundefutter zum Einsatz. Die Qualität eines Proteinhydrolysats hängt stark von der Ausgangsquelle ab. Es kann aus hochwertigem Fleisch, aber auch aus minderwertigen tierischen Nebenprodukten wie Sehnen oder Häuten gewonnen werden. Leider müssen Hersteller die genaue Quelle oft nicht angeben.
Manche Herstellungsverfahren verwenden chemische Prozesse, die leider Rückstände hinterlassen können. Da hydrolysierte Proteine zudem oft bitter schmecken, werden ihnen häufig sensorische Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker oder Farbstoffe beigemischt. Besonders Glutamate stehen im Verdacht, das Ernährungsverhalten zu beeinflussen. Ob sie auch nerventoxische Wirkungen haben und die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Und obwohl hydrolysierte Proteine für Allergiker sinnvoll sein könnten, sind sie meist so stark verarbeitet und nicht mehr mit natürlichen, frischen Proteinquellen vergleichbar.
Tierfett
Tierfett wird aus den Fettanteilen geschlachteter Tiere gewonnen. Es kann von verschiedenen Quellen stammen, wie Geflügelfett (z. B. Huhn, Ente), Rinder- oder Schweinefett (z. B. Talg, Schmalz), Fischöl oder andere marine Fette. Es dient als Energiequelle, Geschmacksverstärker und Träger fettlöslicher Vitamine.
Nicht jedes Tierfett ist hochwertig. Entscheidend sind die Herkunft und die Verarbeitung. Unter der allgemeinen Angabe „Tierfett“ (z. B. Geflügelfett) können sämtliche Restfette zusammengefasst sein – darunter auch minderwertige Fette aus Schlachtabfällen oder Altfetten. Solche Fette haben oft eine geringere Nährstoffqualität, können oxidiert (ranzig) sein und mit chemischen Rückständen belastet sein.
Einige Hersteller setzen antioxidative Zusatzstoffe wie BHA, BHT oder Propylgallat ein, um das Fett länger haltbar zu machen. Diese synthetischen Konservierungsstoffe stehen jedoch in der Kritik, weshalb natürliche Alternativen wie Vitamin E (Tocopherole) oder Rosmarinextrakt bevorzugt werden sollten.
Dein Hund verdient das Beste – du hast es in der Hand!
Die richtige Ernährung ist ein entscheidender Baustein für die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Hundes. Lass dich nicht von Werbeversprechen blenden, sondern setze auf eigene Recherche und Wissen.
💡 Letztendlich sollte die Wahl des richtigen Futters so individuell sein wie dein Hund selbst.
Nimm dir die Zeit für eine eigene Recherche, beobachte, welches Futter deinem Hund guttut, und berücksichtige seine individuellen Bedürfnisse. Die Verantwortung für seine Gesundheit liegt in deiner Hand.
Wenn du unsicher bist, welches Futter am besten zu deinem Hund passt, stehe ich dir gerne zur Seite. Zögere nicht, mich zu kontaktieren!
📩 Kontakt aufnehmen: https://www.hundetherapie-einfuehlsam.de/kontakt
Quellenverzeichnis
Meyer, H., Zentek, J. (2013). Ernährung des Hundes: Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke Verlag, Stuttgart
Wolf, Nadine: Das BARF-Buch: Artgerechte Rohfütterung für Hunde – Grundlagen, Rezepte, Nährstoffe. Müller Rüschlikon Verlag, 2014.
Ziegler, Jutta: Rohkäppchen und der zahnlose Wolf: Märchen und Fakten über die Gesundheit unserer Hunde und Katzen. Mobiwell Verlag, 2017.
Swanie Simon: Natural Dog Food – Rohfütterung für Hunde (praktischer Ratgeber zur BARF-Ernährung)
Wikipedia: Extrusion (Verfahrenstechnik). Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Extrusion_(Verfahrenstechnik)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Leitfaden zur Kennzeichnung von Alleinfuttermitteln und Mischfuttermitteln. Verfügbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Futtermittel/Leitfaden-Kennzeichnung-Futtermittel.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Der BARF-Blog https://www.der-barf-blog.de/